85 bis 100

Noch 85 Wochen bis zum 100jährigen Gründungsjubiläum der REFA am 30.09.2024!

Rüstzeit

Rüstzeit – früher auch treffend „Einrichtezeit“ genannt [Zweites REFA Buch; Beuth Vertrieb, 1939 S.21] ist der Zeitabschnitt eines Arbeitsauftrags oder Arbeitsgangs, der zum Vorbereiten (Einrichten des Arbeitsplatzes, der Maschine, der Werkzeuge etc.) oder zum Nachbereiten des Arbeitsauftrags oder Arbeitsgangs dient (Rückbau der Werkzeuge von den Maschinen, Fertigmeldung etc.). In der Praxis wurde und wird den Rüstzeiten häufig weniger Aufmerksamkeit geschenkt und es wurden eher pauschale Richtwerte (z.B. 15 min je Rüstvorgang) verwendet, unabhängig von der im Einzelfall gegebenen Notwendigkeit oder der konkreten Rüstarbeitsinhalte. Diese Vorgehensweise war in der Großserienfertigung teilweise auch von untergeordneter Bedeutung. Bei einer Stückzeit von 30 Sekunden, einer Losgröße von 5.000 Einheiten und 15 Minuten Rüstzeitpauschale resultiert eine Gesamtstückzeit von 30,2 Sekunden je Einheit (Rüstanteil je Einheit < 1%). Bei sinkenden Auftragsstückzahlen oder Fertigungslosgrößen kann dieser gewohnheitsgemäße Pauschalansatz schnell sehr teuer werden. Bei einer Stückzeit von 30 Sekunden, einer Losgröße von 100 Einheiten und 15 Minuten Rüstzeitpauschale resultiert eine Gesamtstückzeit von 39 Sekunden je Einheit. Das bedeutet, der Rüstanteil erhöht die Stückzeit um 30% je Einheit. Schon im ersten REFA-Buch wird daher der Rüstzeit die gleiche Aufmerksamkeit zugeordnet wie der Stückzeit [Erstes REFA-Buch; Beuth Vertrieb, 1928 S.9 und 15]. Heute bietet REFA spezielle Seminare zur Rüstzeitoptimierung an und im internationalen Management wird die Optimierung von Rüstzeiten unter dem Begriff SMED (Single Minute Exchange of Dies) propagiert. Unter der Beachtung der REFA-Maxime, erst optimal Gestalten – dann zeitlich bewerten, hätten die Rüstprozesse schon fast 100 Jahre im Fokus sein können.

Autor: Dr. Andreas Dikow (REFA-Ingenieur; European Industrial Engineer)

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